Nachhaltige Entwicklung
„Nachhaltige Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können,“ so die offizielle Definition. Doch was bedeutet das im Detail? Wir haben zentrale Punkte für euch zusammengefasst.
Das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung wurde erstmals 1987 im sogenannten „Brundtland Bericht“ der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen ausgearbeitet. Die oben zitierte Definition und ihre Auslegung werden in der Wissenschaft seit jeher heftig diskutiert und interpretiert.
SOLIDARITÄT FÜR ZUKÜNFTIGE GENERATIONEN
Wie bereits im Brundtland-Bericht festgelegt wurde, ist ein wichtiger Diskussionspunkt die Frage, wie die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation mit denen der zukünftigen Generationen in Einklang gebracht werden können. Wollen wir, dass unsere Kinder und deren Kinder die Möglichkeit haben, in einer Welt zu leben, in der sie ihre Grundbedürfnisse befriedigen können? Warum ist unser Wirtschaftssystem nicht auf Gerechtigkeit für alle Generationen ausgelegt? Unsere Interaktionen sind durch lange Zeitabstände getrennt. Die Folgen der Klimakrise liegen weit in der Zukunft. Außerdem glauben manche, dass der technische Fortschritt die Probleme in der Zukunft lösen wird.
SOLIDARITÄT FÜR MENSCHEN IM GLOBALEN SÜDEN
Für eine gerechte Welt müssen die Länder des globalen Südens in Bezug auf Wohlstand und Befriedigung der Grundbedürfnisse aufholen. Gleichzeitig ist aber wichtig, dass die Wirtschaft grüner wird, also Umweltschäden reduziert werden. Wie können wir daher den ärmeren Ländern helfen in Sachen Wirtschaft, Gesundheit, Bildung und Armut aufzuholen, und gleichzeitig von ihnen fordern, dass sie das umweltfreundlich tun? Seit 1850 wurde mehr als die Hälfte der Treibhausgasemissionen von den reichen Ländern des Nordens emittiert. Wir fordern Klimaschutzmaßnahmen, sind aber bei weitem die größten Verursacher der Klimakrise. Außerdem sind gerade die Länder im globalen Süden von den Folgen der Klimakrise betroffen.
SOLIDARITÄT FÜR MENSCHEN MIT GERINGEM EINKOMMEN
Reiche Menschen emittieren die meisten Treibhausgase. Simple CO2-Steuern würden beispielsweise die einkommensschwachen Haushalte stärker treffen, die sich dann nicht mehr das Heizen in ihren Wohnungen leisten können. Es braucht daher eine ökosoziale Steuerreform, die klimaunfreundliches Handeln bestraft, aber Menschen mit geringen Einkommen unterstützt.
ÖKOZENTRISCHE VS. ANTHROPOZENTRISCHE PERSPEKTIVE
Nachhaltigen Entwicklung ist anthropozentrisch, d.h. die Umwelt dient dem Menschen dazu, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Sie befasst sich mit den wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnissen der Menschen auf Kosten der natürlichen Ressourcen, zu denen auch lebende Organismen wie Tiere und Pflanzen gehören. Demgegenüber spricht die ökozentrische Perspektive der „nicht-menschlichen“ Welt einen moralischen Wert zu.
„STARKE“ VS. „SCHWACHE“ NACHHALTIGKEIT
Entsprechend der ökozentrischen oder anthropozentrischen Sichtweise kann die nachhaltige Entwicklung auch in eine schwache und eine starke Nachhaltigkeit unterteilt werden. Das Konzept der schwachen Nachhaltigkeit geht davon aus, dass die Natur einen monetären Wert hat und Schäden an ihr durch Investitionen in anderen Bereichen kompensiert werden können. Die starke Nachhaltigkeit hingegen betont die Erhaltung der ökologischen Funktionen. Sie verlangt „radikalere“ Maßnahmen, um die Grundbedürfnisse zukünftiger Generationen zu gewährleisten. Eine Systemveränderung wie zum Beispiel das Konzept des Postwachstums ist nur in der starken Nachhaltigkeit integriert.
DIE ROLLE DER WISSENSCHAFT
Für einen Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung braucht es wissenschaftliche Erkenntnisse. Nur durch Forschung wissen wir überhaupt, dass es eine Klimakrise gibt. Und vermutlich gäbe es keine Umweltbewegungen ohne diese wissenschaftliche Basis. Doch was ist die Aufgabe der Wissenschaft außer der Erkenntnisgewinnung und Bildung? Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Integration vieler verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen in ein transdisziplinäres Denken. Wissen aus ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Perspektive sollten miteinander verknüpft werden, sodass sie eine Synergie und nicht nur eine Addition bilden.