Nordwestbahnof von oben

GRÜNER NORDWESTBAHNHOF

Keine Verkehrskonzepte aus den 1990ern umsetzen!

Um das Gebiet zukunftsweisend zu entwickeln, hat die Stadt noch Hausaufgaben zu erledigen

Über 10 Jahre wird die Großbaustelle Nordwestbahnhof uns Wiener:innen begleiten. Aber entsteht hier ein innovatives nachhaltiges Stadtviertel? Nur, wenn die Stadt Wien noch einige Aufgaben punkto Verkehrs- und Raumplanung erfüllt. Dafür setzen sich über 400 Betroffene im Rahmen einer Bürgerinitiative Nordwestbahnhof ein. Die Einwände der BI sind fachlich fundiert und wurden bereits zu den eingereichten Unterlagen abgegeben.

Ein neues Stadtviertel, bei Fertigstellung schon veraltet und ein Fall für Modernisierung?

Wenn der Stadtteil 2035 fertig sein wird, sollen in Wien nur noch weniger als 15% der Wege mit dem Auto zurückgelegt werden. Denn im Klimafahrplan der Stadt Wien ist festgehalten, dass der Anteil des motorisierten Individualverkehrs schon bis 2030 auf 15 % sinken soll.

Aber rund um den Nordwestbahnhof und das 2035 brandneue Stadtviertel plant man jetzt für ein Verkehrsaufkommen der 1990er Jahre und liegt dann fast 40 Jahre hinter der Zeit zurück. „Das ist, als hätte man in den 1950er Jahren begonnen, Straßen für Pferdefuhrwerke zu optimieren“, zieht Kilian Stark, Mobilitäts- und Planungssprecher der Grünen den Vergleich. „Während wir Asphaltsünden der Vergangenheit sanieren, sollen am Nordwestbahnhof neue betoniert werden. Das ist absurd.“, kritisiert Stark.

In den bestehenden Unterlagen sind auch viel zu viele Garagenplätze eingeplant. Sie werden dann – gemäß den Klimazielen der Stadt – leer stehen. Eine klare Ressourcenverschwendung und ein falscher Anreiz für die zukünftigen Bewohner:innen. Will die Stadt ihre eigenen Ziele ernst nehmen und erreichen, muss sie hier in der Planung dringend umdenken. Jeder PKW, der durch gute Verkehrsplanung nicht benötigt wird, entlastet die umliegenden Viertel und senkt durch geringere Baukosten die Mieten.

Barbara Pickl und Bernhard Seitz, Grüne BV-Stv. in den beiden angrenzenden Bezirken (20. und 2.), unterstützen die Forderungen der neuen Bürgerinitiative: Es geht jetzt um Weichenstellungen für die Umweltverträglichkeit und Lebensqualität der Zukunft. Dass eine Parteistellung der BI im UVP-Verfahren erreicht wurde, ist ein wichtiger Erfolg. Im Moment bereitet man sich auf die am Mittwoch, 18.5. stattfindende mündliche Verhandlung vor.

Barbara Pickl, Grüne Bezirksvorsteherstellvertreterin in 20. Bezirk, sieht im neuen Stadtteil jedenfalls eine große Chance für eine moderne und klimagerechte Stadtwicklung: „Diese Chance werden wir aber nur verwirklichen können, wenn die Forderungen der Bürgerinitiative und der Wiener Grünen durch entsprechende Auflagen im UVP-Verfahren verbindlich gemacht werden. Im Jahr 2022 mit der Umsetzung von über 30 Jahre alten Konzepten zu beginnen, ist ohne Anpassungen an aktuelle Gegebenheiten ein schwerer Fehler.”

„Im Jahr 2022 mit der Umsetzung von über 30 Jahre alten Konzepten zu beginnen, ist ohne Anpassungen an aktuelle Gegebenheiten ein schwerer Fehler.”

Bernhard Seitz, Grüner Bezirksvorsteherstellvertreter im 2. Bezirk, ist überzeugt, dass das Stadtentwicklungsgebiet Nordwestbahnhof sinnvoll und notwendig ist, aber moderne Klimaschutzmaßnahmen beinhalten muss: „Aus der Erfahrung mit unserem großen Stadtentwicklungsprojekt Nordbahnhof wissen wir, wie wichtig es ist, sich nicht nur zu Plänen zu Verkehrsreduktion und Klimaschutz zu bekennen, sondern diese dann auch tatsächlich in Projekten umzusetzen. Im Sinne der BewohnerInnen des 2. und 20. Bezirkes werden wir darauf im UVP-Verfahren ein besonderes Augenmerk legen“.

Pickl und Seitz sprechen sich außerdem für einen unabhängigen Qualitätsbeirat aus. Dieser soll dafür sorgtsorgen, dass ein zukunftsfähiger Stadtteil errichtet wird, indem er bei Qualitätsmängel ein Veto einlegen kann.

10 Jahre Baustelle: Die Anrainer:innen brauchen bestmöglichen Schutz

Praktisch die gesamte Brigittenau wird von Baustellenverkehr und -lärm betroffen sein. Auch wenn die ÖBB für die Bau-Logistik die Schiene zur Verfügung stellt, bleiben insgesamt noch tausende LKW-Ladungen, nahezu im Minutentakt. 10 Jahre Baustellenausfahrt Taborstraße: Gefährliche Abbiegesituationen mit historisch hoher Unfallgefahr und Behinderungen für die Straßenbahn sind ganz klar absehbar.

Nutzungskonflikte sind vorprogrammiert

Wird aus der Wallensteinstraße eine Durchzugsstraße? Oder aus den Nebengassen Schleichwege? Dieser Eindruck entsteht, wenn man das eingereichte Verkehrskonzept durchliest. Wir Wiener Grüne wollen das verhindern, indem wir auf einer rechtzeitigen vorausschauenden Planung für die umliegenden Grätzel bestehen.

„Wir werden auf Punkt und Beistrich darauf achten, dass die Ziele des erst heuer beschlossenen Wiener Klimafahrplans auch eingehalten werden.“

„Wir werden auf Punkt und Beistrich darauf achten, dass die Ziele des erst heuer beschlossenen Wiener Klimafahrplans auch eingehalten werden. Das derzeitige Verkehrskonzept für das Nordwestbahnhof-Viertel plant weiter steigenden Verkehr. So können die Klimaziele jedenfalls sicher nicht erreicht werden. Stattdessen braucht es Lösungen dafür, wie die jetzigen und die zukünftigen Bewohner:innen des 20. Bezirks klimafreundlich unterwegs sein können. Das ist die Hausaufgabe für die Planung des Nordwestbahnhofs.“, so Kilian Stark, Sprecher für Mobilität und Planung der Wiener Grünen, abschließend.